Leben, ohne geliebt zu werden – diese Vorstellung löste bei mir unerwartet heftige Gemütsbewegungen aus: Mit Schrecken fühlte ich plötzlich eine ungemein Furcht einflößende Bedrohung auf mich zukommen, die ich in keinster Weise mit meiner Realität in Verbindung zu bringen vermochte. Am liebsten hätte ich die Flucht ergriffen. Doch wohin soll man fliehen, wenn das, wovor man davonlaufen möchte, aus dem eigenen Geist zu kommen scheint?
In dieser emotionalen Notlage rief ich nach dem Lehrer, der mir einst den Weg aus der Hölle gezeigt hatte, – und zwar so, wie er selbst es mir empfohlen hatte: An den Fels meines geliebten Bergs gelehnt sitzend versuchte ich, mich mit aller Macht auf Padmasambhava zu konzentrieren. Daraufhin erschien er vor meinem inneren Auge und warnte mich: Nun, da Ajatashatru endlich zu mir zurückkehren wolle, würde ich benötigen, was ich über Liebe und Vergebung gelernt hätte.
Erst durch diese erneute Ermahnung begriff ich endlich, was der Yogi beim Abschied damals mit seiner für mich bisher unverständlichen Andeutung gemeint hatte: Eines Tages würde mein eigenes Verhalten die Erinnerung an den König von Magadha wachrufen. Durch die Schwierigkeiten in meiner Beziehung zu Pema war dieser Tag nunmehr gekommen.
Gleich zweifach vor diesem Ereignis gewarnt befiehl mich ein noch größeres Unbehagen, als ich es ohnehin bereits verspürt hatte. Trotzdem nahm ich meinen gesamten Mut zusammen, um wenigstens den Versuch zu unternehmen, dem Rat Guru Rinpotches zu folgen: So gut ich dazu in der Lage war, wappnete ich mein Herz mit Mitgefühl und öffnete gleichzeitig meinen Geist für das, was ich aus einem bisher vor mir selbst verborgenen Winkel meines Innersten zum Licht des Bewusstseins streben fühlte.
Sobald ich meinen Widerstand gegen das Erinnern aufgegeben hatte, sah und hörte ich mich mit einem Mal als den jungen, zornigen Ajatashatru:
»Mutter, ich habe Euch bereits tausendmal gesagt, dass Ihr nicht ins Gefängnis gehen sollt, um Vater Essen zu bringen!«
»Ich werde nicht zulassen, dass du ihn verhungern lässt!«
»Aber das tue ich doch gar nicht! Er selbst verweigert jedwede Nahrungsaufnahme. Sein Heiligkeitswahn ist dermaßen weit fortgeschritten, dass er glaubt, es sei besser, in dieser ›Situation der Prüfung‹ nichts zu essen, als etwas von den Wachen anzunehmen.«
»›Heiligkeitswahn?‹ Das kann nur einer sagen wie du, dem absolut nichts heilig ist! Er fürchtet, dass du ihn vergiften willst. Vermutlich hat er damit nicht einmal Unrecht. Was deine Mutter über dich gesagt hat, ist wahr: Du bist ein leibhaftiger Dämon, der uns allen nichts als Unglück bringt.«
»Meine Mutter? Das seid doch Ihr!«
»Nein, bin ich nicht.«
»Wie bitte?«
»Deine Mutter war Chelana vom Klan der Licchavi, Tochter von König Chetaka, dem Oberhaupt der Vrji-Konföderation. Wir dachten, sie sei verrückt, weil sie im Glauben, du seist ein Dämon, gleich zu Beginn ihrer Schwangerschaft mit dir einen Abtreibungsversuch unternommen hat. Als sie dies später ein weiteres Mal erfolglos getan hat, wurde sie für den Rest der Zeit bis zur Geburt an ihr Bett gefesselt. Nach der Entbindung verhielt sie sich ruhiger und hat dich sogar gestillt. Deswegen dachte jeder, ihr Dämonenglaube sei ein ungewöhnliches Schwangerschaftssymptom gewesen. Doch nachdem sie einige Wochen in aller Heimtücke abgewartet hatte, bis sie nicht mehr so gründlich überwacht wurde wie zuvor, hat sie dich draußen auf den Müllhaufen geworfen und gleich ein wenig Abfall nachgekippt.«
»Nein, das … das ist nicht wahr! Das sagt Ihr jetzt bloß, weil Ihr böse auf mich seid. Warum hätte diese Frau das tun sollen? Und überhaupt – Ihr seid doch meine Mutter!«
»Nein, das war ich nie … Damals, nach deiner Geburt, wurde dein Vater von bösen Vorahnungen befallen. Aufgrund dessen suchte er deine Mutter in ihren Gemächern auf. Als er dich dort nirgends vorfand und sie meinte, du seist jetzt da, wo du hingehörst, hatte er eine Vision von der Abfallgrube.
Offensichtlich wusste auch er, wo dein Platz ist. Doch war er schon immer viel zu weichherzig. Überdies benötigte er einen Erben. Also lief er – der König persönlich –, so schnell er konnte, zum Kehrichthaufen, wo er dich auch wirklich fand. Zu deinem Glück warst du noch nicht am Dreck erstickt. Den linken Ringfinger hattest du dir allerdings an einer Scherbe geschnitten. Du weißt ja selbst, dass du dein Leben lang daran laboriert hast, Kunika.«
Kosaladevi – die Frau, die ich bisher für meine Mutter gehalten hatte – sprach meinen Beinamen aus, als sei ich selbst ein Geschwür. Während ich mir den ewig wunden Finger rieb, machte sie eine Kunstpause, damit ihre Ausführungen auch ganz sicher die gewünschte Wirkung erzielten. Dabei war nicht zu übersehen, wie sehr sie ihre eigene Boshaftigkeit genoss. Schon immer hatte ich das unbestimmte Gefühl gehabt, sie liebe mich nicht. Jetzt wusste ich endlich, wieso. Wo sie nun offen redete, war es ihr deutlich anzumerken, wie sehr ihr der Gedanke gefiel, mich im Abfall vergraben zu sehen – dort, wo ich angeblich hingehörte!
Liebend gern hätte ich sie erwürgt. Da ich in dem Fall aber niemals den Rest der Geschichte erfahren hätte, zügelte ich mein Temperament, so gut es ging, schwieg und wartete, dass sie weitererzähle. Sobald Kosaladevi meinte, sie habe ihrer Botschaft den beabsichtigten Nachdruck verliehen, nahm sie den Faden wieder auf:
»Weil ich schon damals die Lieblingsfrau deines Vaters war, hielt er mich für würdig, die Stelle deiner Mutter einzunehmen, der man den Säugling nun nicht mehr anvertrauen konnte. Das muss man sich bloß einmal vorstellen: Nach seinem Fund hat er dich kleines Ekelpaket allen Ernstes direkt aus dem Müll zu mir gebracht!
Instinktiv habe ich es abgelehnt, das Kind einer anderen aufzuziehen – ein Wesen, das nicht einmal die eigene Mutter haben wollte. Doch was sollte ich machen? Es war der Wille deines Vaters.«
Nach einer abermaligen kurzen Kunstpause setzte sie voller Spott hinzu:
»Vater – dass ich nicht lache!«
Und wirklich brach sie in ein unbeschreiblich höhnisches Gelächter aus. Davon geriet mein Blut noch mehr in Wallung, als dies ohnehin bereits der Fall gewesen war. Den in mir kochenden Zorn nur mühsam unterdrückend fragte ich:
»Was wollt Ihr damit sagen?«
Mich mit ihr sichtlich Freude bereitendem Hohn überschüttend antwortete Kosaladevi:
»Ach, Söhnchen, du hast dich schon immer für ungemein schlau gehalten und begreifst doch rein gar nichts! Hast du dich denn niemals gefragt, warum du bei dem riesigen Harem, den die Heiratspolitik deines Vaters ihm eingebracht hat, nicht mehr Geschwister hast als einige wenige adoptierte Brüder? Oder weshalb der Stammhalter erst zur Welt gekommen ist, als dein sogenannter Vater bereits in fortgeschrittenem Alter war?«
»Sogenannter?«
Allmählich verlor ich die Beherrschung. Doch ließ Kosaladevi sich davon in keinster Weise beirren:
»Ja glaubst du etwa, alle seine Ehefrauen seien unfruchtbar? Sagt einem nicht der gesunde Menschenverstand, dass der große König Bimbisara zeugungsunfähig ist?«
»Das ist eine infame Lüge! Er ist mein Vater!«, protestierte ich, worauf die Frau, die niemals meine Mutter hatte sein wollen, genussvoll weiterhetzte:
»Sieh mal einer an! Auf einmal hängst du an dem Mann, den du selbst in den Kerker hast sperren lassen. Was glaubst du wohl, warum er dich eigenhändig aus dem Abfall gegraben hat? Er brauchte dich. Endlich hatte er einen Thronfolger. Wie hätte er auf dich verzichten können, wo er doch selbst nicht in der Lage war, für einen Sohn zu sorgen?«
»Nichts von dem, was Ihr sagt, ist wahr! Wer sonst sollte mein Vater sein, wenn nicht König Bimbisara?«
»Ein Bruder von König Chetaka. Noch wahrscheinlicher sogar der König selbst. Das war dem Wahngerede, das deine Mutter kurz nach deiner Entsorgung von sich gegeben hat, nicht genau zu entnehmen. Sie hatte allen Grund, dich zu hassen: Mit nur zwölf Jahren war sie von ihrem Onkel oder sogar Vater vergewaltigt und anschließend mit einem fremden, alten Mann verheiratet worden, der froh war, dass ein anderer den Zeugungsakt für ihn übernommen hatte. Kein Wunder, dass sie vollkommen dem Wahnsinn verfallen ist. Nachdem es ihr nicht geglückt war, dich zu töten, hat sie sich nicht lange nach dem Versuch, dich mit weiterem Abfall zu beseitigen, das Leben genommen.«
Von diesen Worten zutiefst verletzt schrie ich Kosaladevi an:
»Hört jetzt endlich mit diesem bösartigen Gerede auf!«
Meine Ziehmutter aber fuhr in aller Seelenruhe mit der gehässigen Zerstörung meiner bisherigen Vorstellung von mir und meiner Welt fort:
»Ja, die Wahrheit lässt sich schwer ertragen, nicht wahr? Du bist kein Prinz und kein König, sondern das Ergebnis von Blutschande! Ein Findelkind, das keinerlei Anspruch auf den Thron von Magadha hat – aber auch gar keinen!«
Sich sichtlich an dieser Vorstellung weidend brach Kosaladevi in ein geradezu teuflisches Lachen aus. Da ging es mit mir durch: Laut und unartikuliert schreiend fasste ich sie an den Schultern und schleuderte sie mit aller Wucht gegen die Wand – wieder und immer wieder. Mit dem ersten Schlag verwandelte ihr Lachen sich abrupt in einen Ausruf des Schreckens und Schmerzes, der im weiteren Verlauf in ein Stöhnen überging, das mit wachsender Zahl an Aufprallen auf die Wand rasch an Kraft verlor – bis es auf einmal vollkommen still war. Da ließ ich schweißgebadet von meinem Opfer ab. Ich hatte die Frau, die ich bis vor wenigen Minuten noch für meine Mutter gehalten hatte, getötet.
Wie in Trance eilte ich geradewegs zum Gefängnis. Zwar war es bereits dunkel, doch musste ich dringend meinen Vater sprechen. Wie der mich sah, zeichnete sich Entsetzen auf seinem Gesicht ab. Mir war gar nicht bewusst, dass ich mit Blut besudelt war – nicht nur mit dem, das meiner Ziehmutter aus der Nase geschossen war, als ich ihren Schädel zerschmettert hatte, sondern vor allem auf Händen und Unterarmen auch mit Spritzern von Blut und Hirnmasse aus dem Loch in ihrem Hinterkopf. Doch selbst wenn ich das wahrgenommen hätte, wäre es mir gleichgültig gewesen. In diesem Augenblick interessierte mich einzig und allein die Wahrheit. Ich musste es wissen: Hatte Kosaladevi gelogen, um sich dafür zu rächen, dass ich ihren Gatten hatte einsperren lassen, oder war ich tatsächlich nicht der Sohn des Königs von Magadha?
Vor lauter Aufgeregtheit ließ ich meinen Vater gar nicht erst zu Wort kommen, sondern herrschte ihn bereits im Hereinkommen an:
»Ist es wahr?«
»Was, mein Sohn?«, fragte der sonst stets selbstbewusste König mit zitternder Stimme zurück.
»Was Kosaladevi gesagt hat: Dass Ihr nicht mein Vater seid.«
Der alte Mann schien in sich zusammenzusinken. Trotz des rötlichen Scheins der sein Verlies erleuchtenden Fackeln wirkte sein Gesicht plötzlich aschfahl. Als ich ihn so sah, brauchte ich nicht mehr zu hören, was er zu sagen hatte. Nach Halt suchend tastete ich nach der Wand, während mein Vater um einen liebevollen Tonfall bemüht antwortete:
»Ajatashatru, mein Sohn, ich bin immer dein Vater gewesen. Es stimmt, ich habe dich nicht gezeugt. Trotzdem habe ich dir das Leben gegeben: Ohne mich wärst du im Unrat erstickt. Kunika, so sieh mich doch an. Bitte!«
Unter der Last der Tatsachen hatte ich mich setzen müssen. Nur mit Mühe brachte ich es über mich, diesem Mann, der mich mein ganzes Leben lang betrogen hatte, in die Augen zu schauen. Der aber fuhr in sanftem Ton fort:
»Hier in meinem Herzen bist du allezeit mein Sohn gewesen.«
Auf diese unerträgliche Behauptung entgegnete ich vor Kränkung laut schreiend:
»Wenn das tatsächlich so wäre, hättet Ihr mich anders behandelt! Geschämt habt Ihr Euch insgeheim für mich! Hättet Ihr einen eigenen Sohn gehabt, Ihr hättet mich im Müll verrecken lassen!«
»Das ist nicht wahr!«
»Oh doch! Oder habt Ihr mich etwa jemals bei einem der vielen Abende mit Onkel Siddhartha dabei sein lassen? Jede von Euren Gattinnen, die zuhören wollte, durfte das, ich aber nicht!«
»Das war doch etwas völlig anderes. Du warst einfach noch zu klein. Immerhin durftest du ihn stets begrüßen, bevor du zu Bett musstest.«
»Und später, als ich den Kinderschuhen bereits entwachsen war? Ach ja, wie konnte ich das vergessen! Da war ich als Thronfolger bereits zu beschäftigt. Weil Ihr mir immer ausgerechnet dann irgendetwas Wichtiges zu tun befohlen habt, wenn wir hohen Besuch im Palast hatten. Meint Ihr etwa, ich durchschaue nicht, dass Ihr mich einfach nicht dabeihaben wolltet?
Sagt mir, weshalb sollte ich Euch noch etwas glauben? Ihr und meine angebliche Mutter, ihr habt mir mein ganzes Leben lang etwas vorgemacht! – Nein, das ist nicht ganz richtig: Sie war ehrlicher. Sie hat wenigstens die meiste Zeit gar nicht erst so getan, als liege ihr etwas an mir.«
»Mein Sohn, wie redest du von deiner Mutter?«
»Sie war nicht meine Mutter!«
»Sie war? Kunika … Das Blut an deinen Händen … Was hast du mit meiner geliebten Kosaladevi gemacht?«
Ich vermochte es nicht auszusprechen. In mir brannte ein Feuer, das mich innerlich versengte. Infolgedessen schaute ich den Mann, in dem ich soeben meinen Vater verloren hatte, bloß an. Doch mein hasserfüllter und gleichzeitig gequälter Blick sagte ihm alles. Er hatte verstanden.
Da sah ich unendlichen Schmerz in sein Auge treten. Laut stöhnend fasste er sich an die Brust. Er tat mir leid. Vermutlich hatte er tatsächlich geglaubt, mich wie einen Sohn behandelt zu haben. Daher stürzte ich zu ihm, um ihm beizustehen. Er aber wehrte mich ab:
»Fass mich nicht an!«
Über die Intensität seiner Zurückweisung erschrocken wich ich zurück. Seine Stimme hatte geklungen, als müsse er eine Giftschlange abwehren. Jetzt schwieg er. Die Worte, mit denen der große König mich von sich gewiesen hatte, waren seine letzten in diesem Leben gewesen: Sein Herz hatte den ihm von mir bereiteten Schmerz nicht ausgehalten – es war gebrochen.
Verzweifelt ergriff ich den Leichnam und drückte ihn an mich, ohne selbst recht zu verstehen, weshalb. König Bimbisara hatte mich betrogen. Dafür hasste ich ihn aus dem tiefsten Grunde meines Herzens. Als hilflosen Säugling hatte er mich jedoch gerettet. Dafür liebte ich ihn. Aus welchen Gründen auch immer er es getan haben mochte – er hatte sich dafür entschieden, mir ein Vater sein zu wollen. Jetzt war er durch meine Schuld gestorben – und hatte mir einzig seinen Abscheu vor mir hinterlassen.
»Vater, bitte verzeiht mir. Vater!«, schluchzte ich, seinen toten Körper verzweifelt mit dem meinen wiegend.
Doch konnte es für mich kein Verzeihen geben. Ich hatte das schlimmste Verbrechen begangen, dessen ein Mensch fähig ist: Ich hatte meine Eltern ermordet – beide, in weniger als einer Stunde.
Selbstverständlich wurde das offiziell vertuscht. Seltsamerweise gelang das bei meiner Ziehmutter überraschend gut. Abgesehen von einer Handvoll Leute, die aus Liebe zum eigenen Leben nie darüber reden würden, bekam niemand ihren Leichnam zu Gesicht. Die Öffentlichkeit glaubte daher, Kosaladevi sei aus Herzeleid über meines Vaters Tod gestorben. Ihr Ende hat mir folglich nie jemand vorgeworfen außer mir selbst.
Das Ableben meines königlichen Vaters betreffend verhielt sich dies anders: Es war allgemein bekannt, dass ich ihn hatte einkerkern lassen. Seine eigenen Minister hatten mir zu diesem Schritt geraten, da seine Senilität staatsgefährdende Ausmaße angenommen hatte. Weil der alte Mann sich aufgrund seiner liebenswürdigen Art jedoch im gesamten Reich großer Beliebtheit erfreute, hatte man mir bereits diese Tat so ausgelegt, als könne ich nicht auf seinen Tod warten, um endlich die Macht an mich zu reißen. Angeblich war er im Gefängnis gefoltert worden. Das stimmte nicht – auch nicht, dass ich ihn durch Nahrungsentzug hatte gefügig machen wollen. Er selbst war aus Protest in den Hungerstreik getreten. Was in aller Welt hätte ich mit dem alten Sturkopf tun sollen? Er hatte nun einmal nicht mit sich reden lassen!
Am Ende war er gestorben, nachdem ich höchst aufgeregt seine Zelle betreten hatte. Da ich seinen Leichnam an mich gedrückt hatte, waren sowohl er als auch ich blutbefleckt gewesen. Dass es sich dabei um das Blut meiner Ziehmutter gehandelt hatte, ahnte niemand. Daher schien es jedermann offensichtlich, dass ich meinen Vater eigenhändig in ein neues Dasein befördert hatte, um endlich unangefochten König sein zu können.
Nie sollte es mir gelingen, dieses Gerücht aus dem Weg zu räumen. Es war mein Schicksal, als berühmtes Beispiel für einen Vatermörder in die Geschichte einzugehen. Im Grunde genommen entspricht dies ja auch der Wahrheit, obwohl König Bimbisaras Ende ein natürliches war: Ohne die ihm von mir bereitete Seelenqual wäre er an jenem Abend nie und nimmer gestorben.